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U- Der Tempel in Jerusalem.
(Nach der Rekonstruktion von Fergusson.)
Macht und nahm den Königstitel an. Hyrkanus' Enkel führten einen
blutigen Bürgerkrieg um die Herrschaft. Der Römer Pomp ejus er-
schien als Schiedsrichter, eroberte Jerusalem und unterwarf Palästina
der römischen Oberherrschaft (63 v. Ehr.). 63
7. Die verderbliche Herodianerherrschaft. Die Römer begünstigtenoi)l‘
später den Jdumäer Herodes und ernannten ihn zum König. Er be-
siegte den letzten Makkabäer und machte sich zum Alleinherrscher.. Über
Blut, Leichen und Trümmer führte sein Weg zum Throne, auf dem
er sich als Herodes „der Große" unter unmenschlichen Grausam-
keiten erhielt. Bei dem Kaiser Augustus stand er in hoher Gunst,
die Liebe des jüdischen Volkes aber konnte er nicht gewinnen, obgleich
er bei Dürre, Pest und Hungersnot Hilfe leistete, den Tempel glänzend
ausbaute und andere Prachtbauten (Palast, Theater, Grabdenkmäler
Davids und Salomos) aufführte. Aus Mißtrauen mordete er seine
Frau aus dem Geschlechte der Makkabäer, seine Söhne und andere
Familienglieder hin, ja er diktierte noch auf dem Totenbette Todes-
urteile gegen Pharisäer. Im vorletzten Jahre seiner Regierung ist Jesus
Christus geboren. Daran knüpft sich eine seiner Unthaten, der Kinder-
mord zu Bethlehem. Nach seinem Tode wurde das Land vom Kaiser
Augustus unter seine drei Söhne geteilt. Einer davon, Antipas, war
der Mörder Johannes des Täufers. An die Stelle der jüdischen Fürsten
oder neben sie traten römische Landpfleger. Diese hatten das Recht über
Leben und Tod, setzten Beamte und Priester ein, übten den militärischen
Schutz des Landes, überließen aber die Leitung des kirchlichen und bürger-
lichen Lebens dem „Hohen Rat" der Siebzig. Unter dem Landpfleger
Pontius Pilatus wurde Jesus Christus gekreuzigt und das Land». Chr.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name]]
Extrahierte Personennamen: Fergusson Augustus Davids Jesus
Christus Augustus Pontius_Pilatus Jesus_Christus
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Tüchtigkeit unwiderstehlich zu machen. Sie umfaßte den Staat, die
Gesellschaft und die Familie. An der Spitze des Staates standen
zwei Könige, welche Anführer im Kriege, die obersten Priester, Vorsitzende
der Gerusia und Vollstrecker der Gesetze waren. Die Gerusia bestand
aus 28 Geronten (Greisen über 60 Jahre) und den beiden Königen und
war die höchste richterliche und Verwaltungsbehörde. Die fünf Ephoren
führten anfangs die Aufsicht über die Sicherheit der Bürger; später legten
sie sich auch die Aufsicht über die Könige bei und wurden so die wichtigste
Behörde. Die Volksversammlung bestand aus den Spartiaten, die
über 30 Jahre alt waren; sie beschloß die Gesetze durch bejahenden oder
verneinenden Zuruf. Das Land um Sparta war in gleichgroße Freigüter
für die Spartiaten, das dahinterliegende in gleichgroße Lehensgüter für
die Periöken geteilt; der Grundsatz der Gütergleichheit sollte durchgeführt
werden. Um Einheit und Einfachheit in der Gesellschaft zu erhalten,
war aller Luxus, der Besuch aller Fremden und das Reisen im Aus-
lande verboten, eisernes Geld und gemeinsames Essen eingeführt. Die
Zuthaten zu den Mahlzeiten wurden von den Einzelnen nach bestimmtem
Verhältnis geliefert. Berühmt ist die schwarze Suppe aus Schweine-
fleisch, Blut, Essig und Salz. Bis auf die Familie und die Kinder-
erziehung erstreckte sich das Recht des Staates. Schwächliche und ver-
krüppelte Kinder wurden ausgesetzt. Vom- siebenten Jahre an wurden
die Knaben öffentlich und gemeinsam erzogen. Sie wurden abgehärtet
und körperlich fleißig geübt. Mitten im Winter mußten sie baden, barfuß
gehen und auf Schilf aus dem Eurotas schlafen. Sie wurden häufig
gegeißelt und durften dabei keinen Schmerz äußern. Zur Übung in der
Kriegslist durften sie stehlen, wurden aber unbarmherzig gezüchtigt, wenn
sie sich ertappen ließen. Den Alten waren sie Gehorsam und Ehrfurcht
schuldig. Beim Sprechen mußten sie kurz und bündig („lakonisch") sein.
Als Knaben gefragt wurden, was sie in Sparta lernten, antworteten sie
lakonisch: „Gehorchen und befehlen!" — „Was wir als Männer wissen
müssen!" — „In Athen lernt man reden, in Sparta handeln!"
Nichts ehrte den Spartaner mehr als der Tod fürs Vaterland;
nichts schändete ihn mehr als feige Flucht. Nicht um das Leben, wohl
aber um die Ehre ihrer Söhne sorgten die Mütter. Siegreich mit
dem Schilde oder tot auf dem Schilde, das war gleich ehrenvoll. Als
einst eine spartanische Mutter erfuhr, daß ihr Sohn ehrenvoll gefallen
sei, da rief sie glücklich: „Dazu habe ich ihn erzogen, daß er fürs
Vaterland zu sterben wüßte!" An den Übungen der Knaben nahmen
die Mädchen teil. Sie turnten und härteten sich ab. Die Frauen
waren in Sparta mehr geachtet als irgendwo in Griechenland.
4. Lykurgs opfermutiges Ende und die Wirkung seiner Gesetze.
Das Orakel zu Delphi urteilte über die Gesetze: „Solange Sparta
ihnen treu bleibt, wird es groß, herrlich und unbesieglich sein!"
Lykurg nahm einen Eid von seinen Mitbürgern, an seinen Gesetzen bis
zu seiner Rückkehr nichts zu ändern, ging auf Reisen und kam nie wieder.
Sparta aber dehnte kraft seiner Gesetze nach und nach seine Herrschaft
auf den ganzen Peloponnes aus. — Besonders schwer war die Unter-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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TM Hauptwörter (200): [T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
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den Männern niederwarfen und die Gefangenschaft als ihr nächstes Los
schilderten. Diese aber scheint den Germanen weit schrecklicher als die
eigene. Und dies Gefühl ist so stark, daß man ganze Stämme wirk-
samer bindet, wenn man sie unter andern Geiseln auch adelige Jung-
frauen stellen läßt. Ja, der Germane schreibt dem Weibe eine gewisse
Heiligkeit und prophetische Gabe zu. Man achtet ihren Rat, man horcht
ihrem Ausspruch. Wir selbst haben unter Vespasian jene Veleda ge-
sehen, welche weit und breit für ein göttliches Wesen galt. (Sie war
eine Jungfrau vom Stamme der Brukterer, wohnte auf einem Turme
an der Lippe, galt als deutsche Pythia, wurde unter Vespasian gefangen
genommen und zu Rom im Triumphe aufgeführt.) So haben sie auch
vor Zeiten die Alrunen oder weisen Frauen verehrt. Doch war das
weder Schmeichelei noch Vergötterung. Das Weib lebt unter der Obhut
reiner Sitten dahin, nicht verderbt durch lüsterne Schaustücke oder üppige
Gelage. Ehebruch ist äußerst selten unter diesem zahlreichen Volke, seine
Bestrafung durch den Ehemann schnell und hart.
5. Die deutsche Standesgliederung. Die Deutschen schieden sich
in Vollfreie, die von freien Eltern geboren waren und eigenen Grund-
besitz hatten, Halb freie oder Hörige, die Grundstücke gegen Dienste
und Abgaben zur Nutznießung hatten, und Knechte oder Sklaven,
die Eigentum ihrer Herren waren. Diese letzteren, die sogenannten Un.-
freien, waren meist Kriegsgefangene. Neben den Freien gab es noch
Edelinge. „Herzöge" wurden als Oberanführer für den Krieg von
den Stämmen gewählt. Erwählte Gaugrafen standen an der Spitze
der Gaue und leiteten unter freiem Himmel die Gemeindeversammlung
und das Gericht. Den Fürsten und Königen schloß sich oft ein Ge-
folge aus tapferen jungen Männern an, das Leid und Freud', Gefahr
und Tod treu mit seinem Gefolgsherrn teilte. Wichtige Angelegenheiten
wurden in den Volksversammlungen zur Neu- und Vollmondzeit auf
der Mahlstatt unter alten Linden beraten. Durch beifälligen Zuruf und
Zusammenschlagen der Waffen nahm man die gemachten Vorschläge an,
durch Murren und Geschrei verwarf man sie. An den Volksversamm-
lungen nahmen nur die Freien, und zwar bewaffnet, teil. Manche
Stämme hatten sich frühzeitig Könige gewählt und die freie Gemeinde-
verfassung aufgegeben.
6. Die deutschen Götter. Die Religion war Naturvergötterung.
Wodan oder Odin galt als der Vater des Lebens, der Herrscher
über Himmel und Erde und der Lenker der menschlichen Geschicke, in-
sonderheit der Schlachten. Die Gefallenen wurden von den Walküren
oder Schlachtenjungfrauen zu den Freuden Walhallas getragen. Die
Feiglinge und Bösewichte stiegen zu der grausen Totengöttin Hel (Hölle)
in das kalte Niflheim (Nebelwelt). Die zwölf Äsen mit Wodan an
der Spitze leiteten die Weltregierung. Wodans Gattin Frigga oder
Freia war die Göttin der Ehe und häuslichen Ordnung. Als Erden-
mutter Hertha wurde ihr auf Rügen geheimnisvoller Dienst geweiht.
Ihr Sohn war Donar (Thor), der Donnerer. Ziu (Tyr) war der
einhändige Schwert- oder Kriegsgott, der Sonnengott Balder der lieb-
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König]]
f
— 144 —
Felswand, nahm die Burg ein und ließ die Wegelagerer über die
Klinge springen.
5. Wie er das widerspenstige Mailand demütigte. Nachdem
Friedrich mit Weisheit und kräftiger Hand in Deutschland Ordnung
geschaffen hatte, unternahm er den zweiten Zug nach Italien mit
einem starken Heere. Mailand beharrte auch jetzt noch in seinem Hoch-
mut und Trotz und unterwarf sich erst nach vierwöchiger Belagerung.
Barfuß, mit Stricken um den Hals oder Schwertern auf dem Nacken,
mußten Bürger und Adelige am Throne des Kaisers Gehorsam ge-
loben, Geiseln stellen und alle widerrechtlich angemaßten Rechte auf-
geben. Friedrich ließ hierauf durch berühmte italienische Rechtskundige
die kaiserlichen Rechte festsetzen. Die wichtigsten Rechte waren: die Be-
lehnung und Vergebung bestimmter Herzogtümer und Grafschaften, die
Einkünfte aus Zöllen an Heerstraßen, Flüssen, Häfen, das Münzrecht,
die Gerichtsbarkeit, die Forderung von Lieferungen aller Art für den
Unterhalt des Kaisers und die Einsetzung von Vorstehern in den Städten.
Als Friedrich diese Beschlüsse durchführen und auch kaiserliche Beamte
(Podesta) an Stelle der freigewählten Konsule einsetzen wollte, vertrieben
die Mailänder die Podestas und verweigerten die Abgaben. Der neugewählte
Papst Alexander Iii. bestärkte sie in ihrem Widerstande. Da schwur
Friedrich, die Krone nicht eher wieder auf das Haupt zu setzen, bis er Mai-
land dem Erdboden gleich gemacht habe. Ein Jahr verteidigte sich die mächtige
und reiche Stadt mit seltener Hartnäckigkeit. Endlich bezwang sie der Hunger
und innere Zwietracht. Sie ergab sich auf Gnade oder Ungnade. Stricke
um den Hals, Asche auf den Häuptern und Kreuze in den Händen, so
zogen die Besiegten am Throne des Kaisers vorüber. Dann mußten
alle Bewohner mit ihrer fahrenden Habe die Stadt verlassen und sich
in vier offenen Flecken ansiedeln. Die Stadt wurde aber als „Herd
aller Unruhen" von den kaiserlich gesinnten Städten mit Hast und
Schadenfreude in sechs Tagen zerstört. Auf dem Dankfeste in Pavia setzte
der Kaiser seine Krone wieder auf und zog dann nach Deutschland zurück.
6. Wie ihn Unglück verfolgte und Treue rettete. Auf dem
dritten Zuge, welchen er ohne Heer unternahm, fand er die lom-
bardischen Städte und den Papst wiederum gegen die deutsche Herrschaft
verbündet. Deshalb kehrte er zurück, um zu einem neuen Feldzuge zu
rüsten. Dieser vierte Zug aber fiel unglücklich für ihn aus. Eine Pest
raffte den größten Teil des kaiserlichen Heeres hinweg. Mit Lebensgefahr
und fast heimlich mußte der Kaiser aus Italien entweichen. In Susa
wollten dortige Bürger den Kaiser in seinem Bette ermorden, aber er
wurde gewarnt und floh verkleidet, während der treue Hermann von
Siebeneichen sich in sein Bett legte. Als der Irrtum entdeckt wurde,
schonte man des Ritters Leben um seiner Treue willen. Die Feinde
des Kaisers schlossen sich zu einem großen lombardischen Städtebunde
zusammen, vertrieben die Podestas, stellten Mailand wieder her und er-
bauten dem Papste zu Ehren die Festung Alessandria.
7. Wie der ungetreue Freund ihn verließ und schweres Unglück
ihn traf. Friedrich unternahm den fünften Zug. Aber er geriet
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Alexander_Iii Alexander Friedrich Friedrich Hermann_von
Siebeneichen Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Mailand Deutschland Italien Mailand Pavia Deutschland Italien Mailand
— 145 —
nach schweren Verlusten in große Not. Als er die deutschen Fürsten um
Hilfe anging, versagte Heinrich der Löwe seinen Beistand. Dieser
mächtige Fürst, der Bayern und Sachsen besaß und auch in Mecklen-
burg und Pommern Eroberungen gemacht hatte, mochte wohl seine Unter-
nehmungen in Norddeutschland nicht im Stiche lassen oder auch darüber
gereizt sein, daß die Güter seines Oheims Welf an den Kaiser gefallen
waren. Er verweigerte jegliche Hilfe, auch als Friedrich ihn in einer
persönlichen Zusammenkunft bat und beschwor, seine Ehre und des Reiches
Heil zu bedenken; ja der Kaiser soll vor ihm aus die Kniee gefallen
sein. „Ich fürchte den Bann und spüre die Gebrechen des Alters!"
redete Heinrich sich trüglich heraus. Die Kaiserin Beatrix soll ihren
Gemahl aufgehoben und gesprochen haben: „Stehet auf, lieber Herr; ihr
werdet einst dieses Tages und dieses Hochmutes gedenken, und Gott wird
euch helfen!" Das geschwächte Heer des Kaisers wurde nun trotz der
tapfersten Gegenwehr von den Städtern bei Legnano besiegt. Der Kaiser 1176
stürzte mit seinem Rosse und verschwand im Getümmel. Die Kaiserin
hatte schon Trauerkleider angelegt, als er am vierten Tage wieder bei
den Seinen erschien.
In Venedig schloß nun der Kaiser mit dem Papste Alexander Iii.
einen sechsjährigen Waffenstillstand. Friedrich wurde vom Banne los-
gesprochen und erwies dem Papste die herkömmlichen Ehrenbezeigungen,
indem er ihm den Steigbügel hielt und seine Füße küßte. Dem Waffen-
stillstände folgte der Friede zu Konstanz; er bestätigte den Städtern 1183
ihre Freiheiten, nachdem sie die Oberhoheit des Kaisers anerkannt hatten.
8. Wie der Ungetreue gestraft ward. Friedrich mußte nun die
schweren Anklagen gegen Heinrich den Löwen untersuchen und seinen
Lehenstreubruch strafen. Durch den Spruch der Reichsfürsten wurde
Heinrich, der sich trotz dreimaliger Ladung dem Reichsgericht nicht
stellte, in die Acht gethan und seiner Länder verlustig erklärt. (Die
Acht des Königs machte den Geächteten recht- und heimatlos. Er
verlor sein Vermögen, durfte von niemand gespeist und beherbergt, wohl
aber von jedermann ungestraft getötet werden.) Bayern erhielt Otto
von Wittelsbach, dessen Nachkommen noch heute dort herrschen. Die
übrigen Länder wurden verteilt. Doch Heinrich wehrte sich grimmig
bis ins dritte Jahr. Da ward ihm die Hand des Kaisers zu schwer.
In Erfurt warf er sich 1181 seinem schwer gekränkten Oberherrn zu
Füßen, und Friedrich hob ihn, Thränen in den Augen, auf. Aber der
Spruch des Reichstags konnte nicht mehr geändert werden. Heinrich
wurde auf drei Jahre verbannt und ihm nur sein Erbland Braun-
schweig und Lüneburg gelassen.
9. Friedrich auf dem Gipfel des Glückes. Die Fülle von
Friedrichs Glück und Macht zeigte sich auf dem glänzenden Turnier
und Volksfest zu Mainz, an dem 40 000 Ritter, viele geistliche
Herren und Abgesandte der Städte aus allen Gauen des Reiches teil-
nahmen. Um die Gäste zu beherbergen, hatte man auf der Rheinebene
eine Zelt- und Bretterstadt errichtet. Durch ritterliche Kämpfe, prunk-
vollen Schmuck, reiche und fröhliche Gastmähler, allerlei Lustbarkeiten
Polack, Geschichtsbilder. 17. Ausl. Ausg. B f. Mädchensch. 10
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_der_Löwe Heinrich Welf Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Beatrix Alexander_Iii Alexander Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Otto
von_Wittelsbach Otto Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Friedrichs_Glück Friedrichs
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scheußlichsten ist der Rachekrieg zwischen Brunhilde von Austrasien
(Ostreich) und Frehegunde von Neustrien (Westreich). Beide Fürstinnen
zeigen, wie der weibliche Charakter durch Neid, Eifersucht, Herrschsucht
und Rachsucht entarten kann. Die Nachkommen Chlodwigs wurden zu-
letzt schwache und machtlose Träger des Königstitels. An ihrer Stelle
nahmen die Hausmeier oder Vorsteher des königlichen Hauses die Zügel
der Regierung in die Hand.
5. Die deutsche Lehnsverfassung. In jenen Zeiten entwickelte
sich die Lehnsverfassung. Die Könige beschenkten ihre Dienstmannen mit
erobertem Lande, das Allod hieß und freies Eigentum war. Von dem,
was sie behielten, gaben sie wieder Stücke an Dienstleute als Lehen
zur Nutznießung auf Lebenszeit. Lehnsleute konnten wieder kleinere
Stücke an ihre Geleitsmänner als Afterlehen geben. Vom Kaiser bis
zum Bauer herab bildeten alle eine fortgesetzte Kette von Lehnsherren
und Lehnsleuten. Die Belehnung geschah feierlich durch Überreichung
einer Fahne bei Fürsten, eines Ringes oder Stabes bei Geistlichen,
eines Hutes oder Handschuhes bei Adeligen und eines Zweiges oder
Torfstückes bei Bauern. Die Lehnsmänner gelobten durch Eidschwur
und Handschlag, ihren Lehnsherren hold, treu und gewärtig zu sein.
Belehnte waren Vasallen ihrer Lehnsherren und ihnen zu
Dienst und Treue verpflichtet. Die armen Freien gerieten nach
und nach in immer größere Abhängigkeit von den Grundherren und
wurden Unfreie. Zunächst verwalteten sie als Meier oder Aufseher
die Höfe. (Daher die vielen Familiennamen mit Meier.) Sie hatten
den Lehnsherren meist den Zehnten der Feldfrüchte, allerlei Abgaben
an Hühnern, Eiern, Butter, Fleisch u. s. w. sowie Fron-, d. h. Herren-
dienste, mit Hand und Gespann und im Kriege Heerdienste zu leisten.
Die letzteren, die sogenannte Blutsteuer, übernahmen nach und nach
die Ritter allein und wälzten dagegen alle übrigen Lasten und Ab-
gaben auf die Bauern. Bei Zunahme der Bevölkerung, Kriegsunruhen
und Mißwachs wurde ihre Lage immer drückender und elender. Sie
konnten ihre Pflichten nicht mehr erfüllen, wurden Leibeigene ihrer
Lehnsherren oder abgemeiert, d. h. von Haus und Hof verjagt. Die
Unfreien waren entweder Dienstmannen im persönlichen Dienste ihres
Herrn bei Kriegen, auf der Jagd u. s. w., oder Hörige, die ein Grundstück
ihres Herrn, an das sie gebunden waren, nutzten, und zu vielen Diensten
und Abgaben verpflichtet waren, oder Leibeigene, deren rechtliche
Stellung noch unselbständiger war als die der Hörigen. Am besten
hatten es meist die Dienst- und Lehnsleute der Kirchen und Klöster.
Ihre Herrschaft war anfänglich mild. Die Kirche half den Schwachen,
verminderte die Zahl der Frondienste, schaffte die Sonntagsfron ganz
ab und gab den gequälten Bauern durch neue Feiertage einige Ruhe-
pausen. Als die Kirche durch Schenkungen reich wurde, verzichtete sie
nicht selten auf den widerwillig gezahlten Kirchenzehnten. Allein die
Schutzvögte der Kirchen und Klöster rissen diese Steuern meist an sich
und trieben sie unbarmherzig ein. Immer trauriger gestaltete sich so
im Laufe der Jahrhunderte das Los der Bauern.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
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Feierlichkeit verliehen, indem er durch italienische Sänger Singschulen an-
legen und Orgeln aus Italien kommen ließ. Er ließ gute Predigten ins
Deutsche übersetzen, den Geistlichen eine bessere Bildung geben und eine
geregelte Aufsicht einrichten. Die Geistlichen wurden angewiesen, den
Katechismus' in der Volkssprache zu behandeln. Durch Anlage von
Schulen bei Klöstern und Stiften pflegte er die Wissenschaften. Tie
in solchen Schulen gebildeten Männer sollten dann wieder die
Bildung des Volkes befördern. Sein Freund und Berater war dabei
der Angelsachse Alkuin. Söhne, Töchter und Schwestern Karls nannten
ihn Lehrer und Vater. Karl war auf den Besitz dieses edlen, freimütigen
Gelehrten stolzer als auf ein Königreich. Bildung und Gelehrsamkeit
schätzte Karl aufs höchste. Eine seiner Töchter, die schöne Bertha,
folgte dem Zuge ihres Herzens und vermählte sich mit dem Dichter
Engelbert. Ihr Sohn Nith art machte sich einen Namen als
fränkischer Geschichtsschreiber. Karl besuchte häufig die Schulen und
erkundigte sich nach dem Betragen und den Fortschritten der Schüler. Als
er einst die Söhne der Vornehmen träger als die armen Knaben fand,
schalt er sie hart: „Ihr dünkt euch wohl zu vornehm zum Lernen? Euer
Adel und eure hübschen Gesichter gelten nichts bei mir. Faule und
unnütze Buben haben nichts Gutes von mir zu hoffen!" Den Fleißigen
aber sagte er freundlich: „Ich freue mich, daß ihr gut einschlagt; bleibt
dabei, der Lohn wird seinerzeit nicht ausbleiben!" Als Karl sich einst
zwölf Männer wie die Kirchenväter Hieronymus und Augustin für sein
Reich wünschte, sagte Alkuin: „Der Schöpfer Himmels und der Erde
hat nur zwei, und du verlangst zwölf?" Karl pflegte deutsche Art
und Sprache. Er gab den Winden und Monden deutsche Namen,
ließ eine Grammatik anfertigen und deutsche Heldenlieder sammeln. Vor-
nehmlich strebte er danach, geordnete und geregelte Zustände in der Ver-
waltung und Leitung des Staatswesens herzustellen. So teilte
er das ganze Land in Gaue, über die er Gau grafen setzte. Sie hielten
Gericht, wachten über die Ordnung und führten den Heerbann an. Drei-
mal im Jahre hatte der Gaugraf zu bestimmter Zeit und an bestimmten
Mahlstätten Gerichtstage abzuhalten, auf den enalle Freien (ohne Waffen)
erscheinen mußten. Der Heerbann bestand nur aus Freien. Die Mark-
oder Grenzgrafen bekleidete er bei ihrer gefährlichen Stellung mit
noch größerer Macht. Die Pfalzgrafen waren die obersten Gerichts-
herren in den Hofgerichten. Die Sendgrafen („Königsboten") reisten
umher, prüften alles und erstatteten dem Kaiser Berichte.
Unser Bild (Abb. 97) zeigt ein Sendgrafengericht. Es wird
in einem sächsischen Gau an der altheiligen Mahlstatt unter einer mächtigen
Eiche nahe einer Siedelung abgehalten. Ein Erzbischof und ein vor-
nehmer Hofherr sind die Königsboten. Ein stattliches Gefolge begleitet
sie, um sie vor Räubern zu schützen und ihr Ansehen zu erhöhen. Vor
ihrer Abreise in die sächsischen Gaue hat ihnen Kaiser Karl selbst die
Aufträge und schriftlichen Vollmachten gegeben. Sie sollen allen Unter-
thanen, die über 12 Jahre alt sind, den Eid abnehmen und ihnen
vorher dessen Bedeutung erklären, sollen die neuesten Gesetze ver-
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Karls Karl Karl Karl Karl Bertha Engelbert Karl Karl Karl Karl Alkuin Karl Karl Karl Karl
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künden und erläutern, die Pflichten des Heeresdienstes einschärfen und
Streitigkeiten schlichten, sollen darauf sehen, daß niemand Gewalt und
Unrecht geschieht, den Räubern ihr schädlich Handwerk gelegt, den
Händlern kein ungerechter Zoll abgezwungen wird, und daß alle nach
Gottes Geboten gerecht und friedlich leben. Ihrer Aufsicht untersteht
auch die Pflege des Waldes, der Bau von Brücken und Wegen, die Er-
hebung von Zöllen, die Verwaltung der Wirtschaftshöfe und die Wirk-
samkeit der Klöster; sie sollen überall nach Befund anregen, loben, tadeln,
mahnen, strafen, über alles aber dem Kaiser genauen Bericht erstatten.
Der ehrwürdige Erzbischof steht in prunkvoller Amtskleidung rechts aus
Verkleinerung des Bildes von Joh. Gehrts in Lehmanns kulturgeschichtlichen Bildern (Leipziger Schulbilderverlag».
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
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dem Bilde und läßt einen sächsischen Freien den Unterthaneneid ans das
Kreuz ablegen. Viele sächsische Volksgenossen stehen im Hintergründe
und warten. Der weltliche Königsbote sitzt in seinem Amtskleide auf
einem vierbeinigen Schemel und hält Gericht; er hat den rechten über
den linken Fuß geschlagen und hält den weißen Richterstab in der Hand.
Hinter ihm steht der sächsische Gaugraf mit der weißen Stirnbinde, dem
Schild und Langschwert. Die Bank ist besetzt oder „gespannt" mit sieben
Gerichtsschöffen. Zwischen dem Geistlichen und dem weltlichen Königs-
boten sitzt ein Mönch und schreibt die Verhandlungen nieder. Auf der
linken Seite des Bildes stehen und lagern die Mannen des fränkischen
Gefolges. Sie tragen Speere und Rundschilde.
Das Maifeld, die frühere große Versammlung der Freien im
Frühling, wurde unter Karl eine Versammlung geistlicher und weltlicher
Großen aus dem ganzen Reiche, die Beratungen hielten und Beschlüsse
faßten. Vom Kaiser bestätigt, wurden diese Beschlüsse als Reichsverord-
nungen rechtsgültig. Kleinere Versammlungen wurden im Herbst ab-
gehalten. Karl untersiegelte mit seinem Degenknopfe. „Hier ist mein
Befehl und hier das Schwert, das Gehorsam schaffen wird!" pflegte er
Halsstarrigen zu sagen. Handel und Gewerbe förderte er durch
gleiches Maß und Gewicht, durch Anlegung von Wegen, Brücken und
Handelsplätzen, die Baukunst durch den Bau von Kirchen und Pfalzen
(Palästen) in Aachen, Ingelheim und Nimwegen, die Landwirtschaft
durch seine Mustermeiereien, auf denen er sich um alles kümmerte. Alle
Einnahmen und Ausgaben bis auf die Zahl der Eier ließ er eintragen,
sah die Rechnungen selbst durch, machte Bauanschläge und ordnete allerlei
Verbesserungen an. Einen feststehenden Kornpreis durchzuführen, gelang
ihm nicht. Die gangbare Münze war damals der römische Denar,
der 25 Pf. galt. Zu seiner Zeit kostete 1 Maß Weizen (45 kg) 4,
1 Mß. Roggen 3, 1 Mß. Gerste 2, 1 Mß. Hafer 1 Denar. Eine
Kuh kaufte man für 24, ein Schwein für 6, 30 Pfd. Roggen- oder
24 Pfd. Weizenbrot für 1 Denar. Aus Krongütern oder Domänen
und den Königsforsten bezog Karl hauptsächlich seine Einkünfte. Andere
Einkünfte bestanden in den Wegegeldern und Zöllen, die an Straßen
und Flüssen innerhalb des königlichen Gebietes erhoben wurden. Karl
hatte auch den für jene Zeit gewaltigen Plan gefaßt, den Rhein mit der
Donau durch einen Kanal zu verbinden. Sein Ruhm erscholl in alle Welt.
Der Kalif Harun al Raschid in Bagdad sandte ihm Geschenke, z. B.
eine künstliche Wasseruhr und einen gelehrigen Elefanten. Karls Gegen-
geschenke waren abgerichtete Pferde und Hunde.
Io. Sein frommes Ende. Karl hatte den Schmerz, daß zwei
begabte Söhne vor ihm starben. Den überlebenden Ludwig ließ er
zu Aachen, seiner Lieblingsstadt, in der er neunzehnmal Weihnachten
gefeiert hat, krönen und ermahnte ihn, Gott zu fürchten, sein Volk zu
lieben, die Armen zu unterstützen, getreue Beamte einzusetzen und sich
von der Welt unbefleckt zu erhalten. Ein halbes Jahr darauf erkrankte
er im 7o. Lebens- und 46. Regierungsjahre an einem erneuten Fieber-
anfalle und starb nach Empfang des heiligen Abendmahles mit den
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Harun_al_Raschid Karls Karl Karl Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Aachen Nimwegen Rhein Bagdad Karls Aachen
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zum Garnwickeln gesammelt, die Frösche im Teich am Abend gestillt und
die Betten der Herrschaft von Ungeziefer befreit werden. Für die
Bildung der Bauern geschah außer den Gottesdiensten nichts. Nur
wenige lernten lesen und schreiben. Ein Recht, ihre Pfarrer zu wählen,
kannten sie nicht. An Kirchen und Klöster hatten sie den Zehnten
ihres Korns, an ihre Herren außerdem den Zehnten des Viehes, den
Blutzins, und von dem Ertrage des Landes die hohe Gült zu bezahlen.
Starb ein Lehnsmann oder Leibeigener, so nahm der Herr den Tod-
fall, d. h. die beste Kuh, das beste Pferd oder was ihm sonst als Bestes
von dem Nachlaß gefiel. In den Wäldern durften sie nicht einmal
Holz lesen, Laub oder Beeren sammeln, geschweige jagen. Die Jagd
und Fischerei gehörten dem gnädigen Herrn. Wehe dem Missethäter,
der sich beim Jagen oder Fischen ertappen ließ! Unmenschliche Strafen
trafen ihn. Hirsche und Wildschweine brachen aus den Wäldern und
verheerten die Felder der Bauern, aber sie durften sie höchstens durch
Trommeln, kleine kläffende Hunde oder qualmende Feuer verscheuchen.
Da der Herr zugleich der Richter war oder durch seine Beamten Recht
sprechen ließ, so war niemand vor harten, ungerechten Urteilen und
Strafen sicher.
4. Das Kirchentum. Der Geist des Christentums hatte sich, unter
Anlehnung an den altheidnischen Glauben und die alten Gebräuche, immer
inniger mit deni deutschen Wesen vermählt. Haus und Familie, Gesell-
schaft und Staat waren eng mit dem kirchlichen Leben verbunden. Die
Kirche war Hüterin der Sitte, Schützerin der Bedrängten
und Pflegerin der Bildung. Doch Weltliches mischte sich mit Geist-
lichem. Die Päpste machten sich nicht bloß zu obersten Schiedsrichtern in
geistlichen, sondern auch in weltlichen Händeln und mißbrauchten nicht
selten ihre Macht in ungeistlicher Weise. Die Bischöfe und Äbte waren
oft mehr weltlich als geistlich gesinnte Herren, und mancher hochwürdige
Herr führte sein Schwert besser als sein Dienstmann. Die Geistlichen
wurden durch die Ehelosigkeit, die Ohrenbeichte, die Darbringung
des Meßopfers und die Befreiung von der weltlichen Gerichts-
barkeit aus allen übrigen Ständen herausgehoben. Da sie auch fast
ausschließlich im Besitz der Bildung waren, so sah das Volk sie als etwas
Höheres an. Weil Schenkungen an die Kirche und ihre Diener als be-
sonders verdienstliche Werke galten, da auch die Fürsten durch Bewilligung
von Vorrechten und Besitzschenkungen die Gunst des geistlichen Standes
erkauften, so wuchs dessen Macht über Gebühr, während die geistlichen
Pflichten nicht selten vernachlässigt wurden.
5. Das Mönchs- und Nonnenwesen griff seit der Gründung des
ersten Klosters im Abendlande durch Benedikt von Nursia (529)
immer mehr um sich. Nicht besser meinte man Gott zu dienen, als wenn
man ein Kloster begabte oder selbst hineinging. An günstig und schön ge-
legenen Punkten entstanden Klöster. Sie übten in jenen rohen Zeiten
einen heilsamen Einfluß durch Anbau des Bodens, Unterricht
des Volkes, Pflege der Kranken, Beschützung der Verfolgten,
Studium der Wissenschaften und Übung der Künste (Arznei-
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